44 Beispiele des Ver-mm puthogener Phantasien bei Neurotikeru.
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11 Vor länger als zehn Jahren, zu einer Zeit, da die Ergebnisse
002 und Voraussetzungen der Psychoanalyse nur wenigen Personen vertraut
003 waren, wurde mir von verlässlicher Seite folgender Vorfall berichtet
004 Ein junges Mädchen, Tochter eines Arztes, war an Hysterie mit lokalen
005 Symptomen erkrankt; der Vater verleuguete die Hysterie und liess ver-
006schiedene somatische Behandlungen einleiten, die wenig Nutzen brachten.
007 Eine Freundin stellte einmal an die Kranke die Frage: Haben Sie
008 denn noch nie daran gedacht, den Dr, F. zu Rate zu ziehen? Darauf
009 antwortete die Kranke: Wozu sollte ich das tun? Ich weiss ja, er
010 würde mich fragen: Haben Sie schon die Idee gehabt, mit Ihrem Vater
011 geschlechtlich zu verkehren? % Ich halte es für überflüssig, ausdrücklich
012 zu versichern, dass ich eine solche Fragestellung weder damals geübt
013 habe noch heute übe. Man wird aber aufmerksam darauf, dass gerade vieles,
014 was die Patienten als Äusserungen oder Handlungen der Ärzte erzählen,
015 als Verrat ihrer eigenen pathogenen Phantasien verstanden werden darf.
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Dr, Sigm. Freud.
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IV.
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Typisches Beispiel eines verkappten Ödipustraumes.
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Ein Mann träumt: Er hat ein geheimes Verhältnis mit einer Dame,
020 die ein anderer heiraten will. Er ist besorgt, dass dieser andere das
021 Verhältnis entdecken könnte, so dass aus der Heirat nichts würde, und
022 benimrnt sich darum sehr zärtlich gegen den Mann; er schmiegt sich
023 an ihn an und küsst ihn. _
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Die Tatsachen im Leben des Träumers berühren den Inhalt dieses
025 Traumes'nur in einem Punkte Er unterhält ein geheimes Verhältnis
026 mit einer verheirateten Frau, und eine vieldeutige Äusserung ihres
027 Mannes, mit dem er befreundet ist, hat den Verdacht bei ihm geweckt,
028 dass dieser etwas gemerkt haben könnte. Aber in der Wirklichkeit
029 spielt noch etwas anderes, dessen Erwähnung im Trauma vermieden
030 wird, und das doch allein den Schlüssel zum Verständnis des Traumes
031 gibt. Das Leben des Ehemannes ist durch ein organisches Leiden
032 bedroht, Seine Frau ist auf die Möglichkeit seines plötzlichen Todes
033 vorbereitet, und unser Träumer beschäftigt sich bewusst mit dem Vor-
034satze, nach dem Hinseheiden des Mannes die junge Witwe zur Frau
035 zu nehmen. Durch diese äussere Situation findet sich der Träumer in
036 die Konstellation des Ödipustraumes versetzt; sein Wunsch kann den
037 Mann töten, um die Frau zum Weib zu gewinnen; sein Traum gibt
038 diesem Wunsch in heuchlerischer Entstehung Ausdruck. Anstatt des
039 Verheiratetseins mit dem anderen setzt er ein, dass ein anderer sie
040 erst heiraten will, was seiner eigenen geheimen Absicht entspricht, und
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z„ Difierenfinldingnuen orgnniseher und psychogener Erkruukunseu. 45
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die feindseligen Wünsche gegen den Mann verbergen sich hinter demon—
044 strativen Zärtlichkeiten, die aus der Erinnerung an'seinen kindlichen
045 Verkehr mit dem Vater stammen. Dr. Sigm. Freud.
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V,
047

„Zur Dilferentialdiagnose organischer und
048 psychogener Erkrankungen.“
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Von einem Kollegen wurde mit Herr N. B., als ein Fall von
050 hysterischer Amnesie zur psychoanalytischen Behandlung überwiesen.
051 N. B., ein Reisender, 32 Jahre alt, war in S. in seinem Hotel von den Be;
052 diensteten bewusstlos am Boden seinen Zimmers aufgefunden werden.
053 Man telegrephierte nach seiner Frau, die zwei Tage nach dem Anfall
054 eintral'. Aus der Bewusstlosigkeit hatte sich Herr N. B. held erholt.
055 Er war aber vollkommen descrientiert und sprach win. Er erkannte
056 seine Gattin nicht. Erst nach zirka 10 Tagen wurde es ihm klar, dass
057 seine Pfleger-in seine Frau war. Er kam dann nach Wien, Ich sah ihn
058 zirka 4 Wochen nach dem Anfall. Es bestand vor dem Anfall und die
059 erste Zeit nach dem Anfall vollkommene Amnesie. Die Diagnose einer
060 Neurose war nicht schwer zu stellen. Es bestand eine deutliche Angst-
061hysterie infolge längere Zeit fortgesetztern Coitus intemptus und
062 psychischer Konflikte in der Ehe. Der Mann litt schon längere Zeit
063 an nervösen Msgenschmerzen, gegen die selbst Morphiuxn vollkommen
064 wirkungslos war. Es ist dies ein wichtiges Symptom bei psychogenen
065 Schmerzen, Die gebräuchlichsten schmerzlindernden Mittel ver-sagen
066 meistens oder wirken nur in grossen Dosen, wenn sie einen Rausch
067 erzeugen. So ist der hysterisuhe Kopfschmerz durch Pyramiden, Anti-
068pyr'in usw. sehr selten zu beeinflussen.
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Nun erfahre ich, dass der Kranke von einem Magenspezialisten
070 Atropi.n erhalten hatte. Dies Mittel wiirde ihm bestimmt helfen. Er
071 hatte das Atropin während der ganzen Reise, auch am Tage des An—
072 falls genommen. Dann erinnert er sich noch ganz genau. Von de. en
073 setzt die Amnesie aus.
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Die Diagnose war nicht schwer: Es handelte sich um eine Atm-
075pinvergiftung, die eine solche wochenlung dauernde Verwirrtheit, selbst
076 schwere psychische Zustände henorzurufen vermag.
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Ich lehnte die Psychoanalyse ab; der beschriebene Zustand klang
078 selber in einer Woche ab.
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Der zweite Fall ist noch wichtiger. Eine 34jährige, schon 12 Jahre
080 verheiratete Deine wurde wegen „psychogener Depression” von einem
081 Kollegen an mich gewiesen, um durch Psychoanalyse geheilt zu werden.
082 Die Dame kein gerade aus einem Sanatorium, in das sie von einem
083

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086 PSYCHO—ANI-(LYSIS
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